Rede anlässlich der Petition-Übergabe
Die folgenden Zeilen sind die Rede, die anlässlich der Übergabe der Petition an Herrn Bürgermeister Krützen gehalten wurde. Da sie auch an die Medien versandt wurde, soll sie hier nicht vorenthalten werden.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister!
Wir freuen uns, dass Sie sich erneut Zeit für uns und unser Anliegen genommen haben. Damit sind Sie und Ihre Parteigenossen leider die Ausnahme. Denn während neben ihnen auch Herr Rinkert und die JuSos schon sich unsere Argumente ausgiebig angehört haben, verweigern sich Frau Troles und die zuständigen Minister regelrecht.
Am 9. Mai 2018 hat sich der Rat der Stadt Grevenbroich, auch mit Ihrer deutlichen Unterstützung, in einer Resolution mehrheitlich für den Bau der L361n ausgesprochen.
Was danach folgte, hat wohl so niemand in dem Ausmaß erwartet.
Nur zwei Tage danach kam es zur Gründung einer Facebookgruppe gegen diesen Entschluss, der bereits am ersten Tag mehr als 400 Personen beitraten. Heute sind es über 700.
Hierbei handelt es sich jedoch nicht um eine reine Protestgruppe. Durch die unterschiedlichen Mitglieder wurden akribisch Argumente, Zahlen, Daten sowie Dokumente zusammengetragen und veröffentlicht, die die Sinnhaftigkeit dieses Projektes mehr als fraglich erscheinen lassen und die regelmäßig auch mediale Beachtung fanden. Zudem wurde hierbei mehr als deutlich dass die Westtangente eine wesentlich bessere Alternative ist.
Und so bildete sich aus diesem losen Zusammenschluss ein echtes Bündnis, von deren größten Partnern, Bündnis 90 / Die Grünen, dem BUND, der “Linken“, den Vereinen „Rettet die Erftaue“ und „Solziales Bündniss Niederrhein“ sowie halt der bewussten Facebookgruppe hier jeweils Vertreter stehen.
Durch dieses wurde dann im November letzten Jahres mit rund 600 Teilnehmern ein im wahrsten Sinne des Wortes flammender Protest gegen die L361n in die Erftaue getragen.
Wenn man dies alles betrachtet, ist man versucht zu fragen, ob die Befürworter dieses Straßenbauprojektes jemals etwas vergleichbares zu Stande gebracht haben. Die Antwort darauf ist ein klares Nein! Und dennoch beansprucht man für sich, angeblich den breiten Rückhalt der Bevölkerung zu genießen.
Dass dies eine mehr als fragliche Behauptung ist, zeigt der Grund für unser heutiges Beisammensein.
In nur sechs Monaten wurden in unermüdlicher Arbeit 2.309 Unterschriften gegen die L361n gesammelt. Denn auch wenn es eine Onlinepetition war, wurden nahezu die Hälfte der Stimmen klassisch mittels entsprechender Listen zusammen getragen. Mehr als 1.700 Unterstützer stammen aus dem Kreis Neuss und davon über 1.300 aus Grevenbroich selbst.
Dies macht deutlich, dass hier eine Politik gegen den Willen der Bürger betrieben wird. Und es ist an der Zeit für die Politik, dies zu erkennen und umzukehren, bevor hier unsinnig Steuergelder in ein Projekt fließen, dass weder sinnvoll noch von der Bevölkerung wirklich gewollt ist. Und es zeichnet Politiker aus, wenn sie akzeptieren, dass die Zeit für einen Wechsel in der Marschrichtung gekommen ist und das Kreuz haben, diesen dann auch zu vollziehen. So sollte insbesondere mit Blick auf die anstehenden örtlichen Wahlen im nächsten Jahr innegehalten und eine Überprüfung des eigenen Standpunktes durchgeführt werden.
Denn während bundesweit die Trendwende weg vom konventionellen Individualverkehr, hin zu einem Ausbau des ÖPNV sowie einer Stärkung der E-Mobilität insbesondere auch im Bereich E-Bikes geht, wird in Grevenbroich eine rückwärtsgewandte Politik betrieben. Anstatt wie es landauf und landab geschieht, sich der Verantwortung für unsere Umwelt bewusst zu sein, wird hier ein seit dreißig Jahren zutiefst umstrittenes und bekämpftes Projekt aus der Steinzeit der Verkehrsplanung, trotz einer bestehenden und bedeutend umweltverträglicheren Alternative, als zukunftsweisendes Vorhaben geradezu stur weiter voran getrieben.
In diesem Sinne möchten wir ihnen, Herr Bürgermeister, nun heute diese Listen übergeben, mit denen ein klarer Wunsch verbunden ist: Ändern sie Ihre Politik in Hinblick auf die L361n!
Dass sich hier in so kurzer Zeit eine solche Bewegung gebildet hat, wie sie Grevenbroich wohl kaum zuvor erlebt hat, sollte klar machen, der jetzige Weg ist ein Irrweg.